Lokale Zeit
- Zeitzone: America/New_York
- Datum: 06.10.2022
- Zeit: 08:00 - 10:00
Prof. Dr. Reinhard Hickel: Amalgam Phase down – eine Zeitenwende in der restaurativen Zahnmedizin? (2 CME Punkte)
Im Jahre 2017 sind die Beschlüsse der Minamata Convention (zu Quecksilber) von 2013 in Kraft getreten und mittlerweile haben weltweit mehr als 130 Länder diese ratifiziert und sich damit auch zu einem allmählichen Ausstieg aus Amalgam verpflichtet. Diese politische Entscheidung stellt eine Herausforderung und auch zeitlichen Druck für Forschung, Industrie und praktizierende Zahnärzte dar, obwohl in etlichen Ländern die Zahl der Amalgam-Füllungen schon stark zurückgegangen ist.
In den letzten Jahren sind bereits zahlreiche neue Restaurationsmaterialien und -techniken auf den Markt gekommen, mehr als in einem vergleichbaren Zeitabschnitt jemals zuvor. Hauptziel dabei ist es, eine kostengünstige Alternative zu Amalgam zur Verfügung stellen zu können, die der Zahnarzt dem Patienten auch ohne Zuzahlung anbieten kann. Es steht daher nicht primär die Ästhetik im Vordergrund, sondern eine einfache bzw. nicht zu aufwändige Handhabung bei akzeptabler Lebensdauer.
Bei diesen Alternativen bedient man sich meist der Weiterentwicklungen von Glasionomeren (GIZ) und Kompositkunststoffen sowie deren Kombinationen. Unterschiede der Produkte zeigen sich bei Aspekten wie selbstadhäsiv oder nicht, Ionenfreisetzung und Remineralisation sowie Fraktur- und Abrasionsfestigkeit.
Mit hochviskösen GIZ, Glasshybrid (Equia Forte), Komposit-Hybrid (Surefil One), ionenfreisetzendem Alkasite-Komposit (Cention forte), neuem selbstadhäsiven Komposit (Constic) und den vielen lichthärtenden Bulkfill-Kompositen sind nun etliche Produkte am Markt, wobei bei einigen die Publikationen von klinischen Daten ausstehen.
Die Auswahl eines passenden Materials in der Praxis hängt von vielen Faktoren ab wie z.B. der Lokalisation und Größe der Kavität, okklusalen Belastung, Möglichkeiten der Trockenlegung sowie vom Alter und Risikofaktoren des Patienten (Karies, Erosion, Bruxismus, Allgemeinerkankungen) und den ökonomischen Bedingungen.
Diese unterschiedlichen Voraussetzungen führen auch zu unterschiedlicher Lebensdauer von Restaurationen. Zu oft wird nur auf das Material als Einflussfaktor geschaut, aber andere Parameter wie Lebensalter und Risikofaktoren der Patienten spielen eine sehr große Rolle.
Vorteilhaft in der täglichen Praxis ist, wenn der Zahnarzt dem Patienten aus einem Portfolio verschiedene Materialien anbieten kann, je nach Indikation und klinischen Gegebenheiten sowie den Ansprüchen des Patienten. Nach Aufklärung durch den Zahnarzt entscheidet der Patient, ob er eine Restauration mit oder ohne Zuzahlung wählt.