Säurebedingte Zahnschäden betreffen nicht nur bleibende Zähne, sondern auch Milchzähne: Bei etwa vierzig Prozent der Kinder mit Milchgebiss lassen sich solche „Erosionen“ beobachten. Eine neue Studie zeigt erstmals, dass sie sich mit fluoridhaltigen Kinderzahnpasten reduzieren lassen.
Verursacht werden säurebedingte Zahnschäden vermutlich überwiegend durch den Konsum saurer Nahrungsmittel und Getränke sowie gastrointestinale Erkrankungen, wie etwa Reflux (1). Da solche Schäden im Milchgebiss das Risiko erosiver Schäden der Zahnhartsubstanz an bleibenden Zähnen erhöhen (2), sind neben einer ursachenbezogenen Therapie auch präventive Maßnahmen sinnvoll.
Aus vielen Untersuchungen ist bekannt, dass Fluoride nicht nur kariespräventiv wirken, sondern auch vor Erosionen schützen können. Bislang wurden allerdings überwiegend fluoridhaltige Produkte – Zahnpasten, Gele oder Lacke – für das bleibende Gebiss untersucht. In einer aktuellen in-vitro-Studie (3) sind Forschende der Universitätsmedizin Göttingen nun der Frage nachgegangen, ob auch Kinderzahnpasten mit geringerer Fluoridkonzentration oder fluoridfreie Kinderzahnpasten mit anderen aktiven Wirkstoffen die Entstehung von säurebedingten Zahnschäden im Schmelz und Dentin der ersten Dentition verringern können.
Dazu wurden bovine Schmelz- und Dentinprüfkörper fünf Tage lang regelmäßig erodiert und zweimal täglich mit einer von 17 untersuchten Kinderzahnpasten geputzt. Die Kinderzahnpasten enthielten entweder Fluorid (zwischen 500 und 1450 ppm), Hydroxylapatit, Xylitol oder keine aktiven Wirkstoffe. Es zeigte sich, dass nur eine Zahnpasta mit 1400 ppm Fluorid die Entstehung von Säureschäden im Schmelz signifikant reduzieren konnte. Im Dentin hingegen waren alle fluoridhaltigen Kinderzahnpasten wirksam. Die fluoridfreien Kinderzahnpasten oder Kinderzahnpasten mit anderen aktiven Wirkstoffen wirkten gar nicht erosionsprotektiv.
Die Untersuchung zeigte somit erstmalig, dass fluoridhaltige Kinderzahnpasten nicht nur zur Kariesprävention, sondern auch zur Prävention säurebedingter Zahnschäden im Milchgebiss empfohlen werden können.
Prof. Dr. Annette Wiegand, Universitätsmedizin Göttingen
Literatur
- Yip K, Lam PPY, Yiu CKY. Prevalence and Associated Factors of Erosive Tooth Wear among Preschool Children – A Systematic Review and Meta-Analysis, Healthcare 2022, 10: 491. DOI: 10.3390/healthcare10030491.
- Harding MA, Whelton HP, Shirodaria SC, O’Mullane DM, Cronin MS. Is tooth wear in the primary dentition predictive of tooth wear in the permanent dentition? Report from a longitudinal study, Community Dent Health 2010, 27 41-45.
- Chalkidis J, Barke S, Rohland B, Schmidt A, Kanzow P, Wiegand A. In vitro study on the preventive effect of children’s toothpastes on erosive tooth wear of primary bovine enamel and dentin. Sci Rep 2023, 13:10884. https://doi.org/10.1038/s41598-023-38043-7