Die frühkindliche Karies tritt nach wie vor weltweit auf. In Deutschland leiden aktuellen Daten zufolge bereits 13,7 Prozent der Dreijährigen an Karies (1). Milchzähne erfüllen jedoch wichtige Funktionen. Sie dienen nicht nur als Platzhalter für die bleibenden Zähne, sondern sind ebenfalls bedeutend für das Kauen, die Sprachentwicklung sowie für eine gesunde psychische Entwicklung.
Eine Möglichkeit, mehrflächig kariöse Milchzähne zu erhalten, stellen Kinderkronen dar. In der Kinderzahnheilkunde handelt es sich dabei um sogenannte konfektionierte Kronen. Diese sollen vor allem die noch verbliebene Zahnhartsubstanz des strukturell geschwächten Milchzahnes stabilisieren, die Zahnkrone funktionell wiederaufbauen sowie vor weiteren Zerstörungen – insbesondere Karies – schützen. Die Kinder sollen die Krone bis zum natürlichen Verlust der Milchzähne tragen können.
Stahlkronen
Die in der Kinderzahnheilkunde wohl bekannteste und am häufigsten eingesetzte vorgefertigte Krone ist die Stahlkrone (Abb. 1). Sie wurde erstmals in den 1950er-Jahren beschrieben(2). Ihr Einsatz ist aus mehreren Gründen gut möglich: Die besondere Kronenform der Milchzähne erlaubt eine gute Retention und leichte Anpassung der vorgefertigten Stahlkrone.
Ein Aspekt, den oftmals gerade Eltern als Nachteil empfinden, ist die Materialfarbe der Stahlkronen. Während Eltern Milchzahnkaries und die damit eingehende Verfärbung der Zähne oft lange nicht wahrnehmen oder akzeptieren, stören sie sich am silbernen Farbton der Stahlkrone. Die behandelten Kinder hingegen nehmen diese Art der Versorgung nicht als ästhetisch befremdlich wahr, sondern gewöhnen sich sehr schnell an die Situation.
Stripkronen
Stripkronen eignen sich zur Versorgung von Milchzahninzisiven (Abb. 2). Es handelt sich dabei um Kunststoffsilhouetten aus Zelluloid in Form von Milchfront- oder Seitenzähnen, die als Formhilfe dienen. Nach der Präparation und Konditionierung des Zahnes wird die Kunststoffsilhouette mit einem gebräuchlichen Komposit oder Kompomer gefüllt, auf dem Milchzahn positioniert und anschließend ausgehärtet. Abschließend wird die eigentliche Kunststoffhülle geschlitzt und entfernt (3).
Zirkonoxidkronen
Seit knapp zehn Jahren gibt es für das Milchgebiss konfektionierte Kronen aus Zirkonoxid sowohl für den Front- als auch für den Seitzahnbereich (Abb. 3). Diese Kronen zeichnen sich durch eine hervorragende Ästhetik und Widerstandsfähigkeit aus (4–6). Im Gegensatz zu Stahlkronen benötigen sie jedoch eine ausgedehntere Präparation, da sie passiv auf den zu versorgenden Zahn passen müssen (4). Dementsprechend hält die Krone nicht über den Schnappeffekt wie die Stahlkrone, sondern über die Adhäsivität des gewählten Zementes(4). Ein weiterer Nachteil sind die Kosten: Zirkonkronen sind teurer als Stahlkronen.
Fazit
Die konfektionierte Stahlkrone gilt nach wie vor als einfach anzuwendende, zuverlässige und langlebige Therapieoption. Als Reaktion auf die steigenden ästhetischen Ansprüche seitens der Eltern und der Behandler sind Kinderkronen aus Zirkonoxid verfügbar, die sich in Langzeitstudien aber erst noch bewähren müssen. Welchen Kronentyp der Praktiker wählt, wird letztlich von verschiedenen Faktoren abhängen: der Lokalisation des Defektes (Front- oder Seitzahnbereich), der Mitarbeit des zu behandelnden Kindes, den Kosten, den ästhetischen Ansprüchen der Eltern und nicht zu zuletzt von der eigenen Routine in der kinderzahnärztlichen prothetischen Rehabilitation.
Prof. Katrin Bekes, Universitätszahnklinik Wien
Literatur
- Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (2017) Epidemiologische Begleituntersuchungen zur Gruppenprophylaxe 2016. Bonn,
- Humphrey WP (1950) Use of chrome steel in children’s dentistry. Dent Sur 26:945–949.
- Grosso FC (1987) Primary anterior strip crowns: a new technique for severely decayed anterior primary teeth. J Pedod 11:375–84.
- Cohn C (2016) Zirconia-Prefabricated Crowns for Pediatric Patients With Primary Dentition: Technique and Cementation for Esthetic Outcomes. Compend Contin Educ Dent 37:554–8.
- Holsinger DM, Wells MH, Scarbecz M, Donaldson M (2016) Clinical Evaluation and Parental Satisfaction with Pediatric Zirconia Anterior Crowns. Pediatr Dent 38:192–7.
- Planells del Pozo P, Fuks AB (2014) Zirconia crowns-an esthetic and resistant restorative alternative for ECC affected primary teeth. J Clin Pediatr Dent 38:193–5. https://doi:10.17796/jcpd.38.3.0255q84jt2851311
- Bekes K (2020): Versorgung mit Präparation: Konfektionierte Milchzahnkronen – Klassische Stahlkrone oder ästhetische Krone? Oralprophyl Kinderzahnheilk 42: 49–43.