Die Corona-Pandemie hat die zahnmedizinischen Versorger herausgefordert. Mit einem Maßnahmenbündel hielten sie jedoch das Infektionsrisiko auch für das Personal in Schach: von der Basishygiene und dem Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske über die Anwendung von Mundspüllösungen durch die Patienten bis hin zur hochvolumigen Absaugung (1). In zahnmedizinischen Einrichtungen gab es keine auffälligen Übertragungsraten. Doch inwiefern kann der Mund-Nasen-Schutz selbst zu einer Infektionsquelle werden und wie lässt sich die Kontamination der persönlichen Schutzausrüstung vermindern? In einer Studie haben Forschende der Universität des Saarlandes auf der Maske der Behandelnden lebende Bakterien gefunden, die von den Patienten stammten (2).
Die Forschenden sind möglichen Infektionsrouten nachgegangen. Dazu wurden 50 zahnmedizinische Behandlungen wie Kariesexkavation, Zahnhartsubstanzpräparation, endodontische Behandlung sowie supragingivales und subgingivales Ultraschallscaling durchgeführt. Die Behandelnden trugen Masken und Handschuhe und berührten nach der Behandlung die Schutzmaske mit einem neuen sterilen Handschuh. Von den Handschuhen und den Masken stellten die Forschenden mikrobiologische Kontaktpräparate her. Sie erfassten das Wachstum der Mikroorganismen und klassifizierten die entstandenen Kolonien.
Die Ergebnisse: Alle während der Behandlung verwendeten Masken und Handschuhe waren kontaminiert. Nach dem Berühren der Masken mit neuen sterilen Handschuhen fanden sich dort in 70 Prozent der Fälle Bakterien, vor allem Streptokokken und Staphylokokken als Vertreter der oralen und kutanen Flora. Das bedeutet: Benutzte zahnmedizinische Masken können eine Quelle für die bakterielle Kontamination der Hände sein. Es sollte also vermieden werden, die Masken mit den Händen zu berühren. Außerdem sollten Behandelnde die Maske nach jedem Patienten wechseln und sich anschließend die Hände desinfizieren (3).
Bakterien auch auf der Stirn
Noch etwas wollten die Forschenden wissen: Verändern Aerosol-produzierende zahnmedizinische Behandlungen die Standortflora auf ungeschützter Gesichtshaut? Dazu wurden vor und nach 67 konsekutiven Aerosol-produzierenden zahnärztlichen Behandlungen Abstriche von der Stirn der Behandelnden genommen. Nach Kultur und Klassifikation wurden in 36 Prozent der Proben obligate und fakultative orale Bakterien gefunden, 5 Prozent der Proben enthielten einen Methicillin-sensiblen Staphylococcus aureus und 3 Prozent obligate Anaerobier.
Obwohl nicht bei allen Behandelnden orale Bakterien auf der Stirn gefunden wurden, sollten sie exponierte Hautpartien regelmäßig desinfizieren (4). Sinnvoll kann auch sein, einen Gesichtsschutz zu tragen – auch diese sind nach Aerosol-produzierenden zahnmedizinischen Behandlungen häufig kontaminiert (5). Allerdings kann ein Gesichtsschutz die Kontamination des Mund-Nasen-Schutzes und anderer exponierter Flächen unter dem Geschichtsschutz nicht vollständig verhindern – auch nicht mithilfe einer zusätzlichen präprozeduralen Mundspülung mit Chlorhexidin. Gleichwohl reduziert eine Chlorhexidin-Spülung die bakterielle Kontamination des Mund-Nasen-Schutzes unter dem Gesichtsschutz um etwa 70 Prozent, während eine Spülung mit Wasser nur eine Reduktion um 40 Prozent erreicht (6). In all diesen Studien kam die Hochvolumen-Absaugung der zahnmedizinischen Behandlungseinheit zum Einsatz. Trotzdem war die Kontamination der Maske mit vitalen Bakterien nicht vollständig zu verhindern.
Hochvolumen-Absaugung trägt zum Kontaminationsschutz bei
In den Kontrollen fand keine zahnmedizinische Behandlung statt und auf den getragenen Masken ließen sich keine lebensfähigen Bakterien auf der Außenfläche feststellen. Man kann also davon ausgehen, dass die Maske vor dem Durchtritt von lebensfähigen Mikroorganismen schützt. Viren sind jedoch deutlich kleiner als Bakterien. Die größten bekannten Viren erreichen Durchmesser von 400 nm, Coronaviren 80 bis 140 nm, Influenzaviren 80 bis 120 nm. Virenhaltige Aerosole haben einen Durchmesser von etwa 600 nm. Können Partikel dieser Größe die Mund-Nasen-Schutzmaske durchdringen? In einer simulierten Behandlungssituation wurde ein Scanning-Spray genutzt, dass einzelne Partikel mit Durchmessern von ca. 100 nm enthielt. Gegenüber den typischerweise wasser-basierten virenhaltigen Aerosolen, die beim Atmen und Niesen entstehen, ist anzunehmen, dass diese Staub-Aerosole den Mund-Nasen-Schutz besser durchdringen. Die Forschenden ermittelten die Zahl der Partikel, die die Schutzmaske durchdrangen – jeweils unter Einsatz der Hochvolumen-Absaugung der zahnmedizinischen Einheit, der Kanülenabsaugung und ohne eine Absaugung. Nur mithilfe der Hochvolumen-Absaugung konnte ein Durchdringen der Maske mit Partikeln des Scanning-Sprays weitgehend verhindert werden (7). Vor allem die Hochvolumen-Absaugung kann also wesentlich zum Kontaminationsschutz beitragen, indem sie die Menge der auftreffenden Bakterien und auch der Viren auf Maske und Gesichtsflächen des Behandlungspersonals erheblich reduzieren dürfte.
Fazit bleibt dennoch: Der größtmögliche Kontaminations- und Infektionsschutz ist dann gegeben, wenn alle Maßnahmen – Absaugung, persönliche Schutzausrüstung, Mundspülungen, Lüftung und Desinfektion – in der täglichen Praxis konsequent umgesetzt werden.
Prof. Stefan Rupf, Universitätsklinikum des Saarlandes
Literatur
- DGZMK: „Umgang mit zahnmedizinischen Patienten bei Belastung mit Aerosol-übertragbaren Erregern“, Langfassung 2.0, 2021, AWMF-Registriernummer: 083-046, https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/083-046.html, (Zugriff am: 11.06.2024)
- Gund MP, Naim J, Lang J, Hannig M, Gärtner B, Halfmann A, Boros G, Rupf S. Detection of viable oral bacteria of the patient on the surgical mask of dentists. BDJ Open. 2024 Jan 16;10(1):4.
- Gund M, Isack J, Hannig M, Thieme-Ruffing S, Gärtner B, Boros G, Rupf S. Contamination of surgical mask during aerosol-producing dental treatments. Clin Oral Investig. 2021 May;25(5):3173-3180.
- Gund MP, Boros G, Hannig M, Thieme-Ruffing S, Gärtner B, Rohrer TR, Simon A, Rupf S. Bacterial contamination of forehead skin and surgical mask in aerosol-producing dental treatment. J Oral Microbiol. 2021 Sep 20;13(1):1978731.
- Gund MP, Naim J, Bayhan HM, Hannig M, Gärtner B, Halfmann A, Boros G, Rupf S. Dental aerosol-producing treatments: Comparison of contamination patterns of face shields and surgical masks. J Occup Environ Hyg. 2024 Feb;21(2):126-135.
- Gund MP, Naim J, Hannig M, Halfmann A, Gärtner B, Boros G, Rupf S. CHX and a Face Shield Cannot Prevent Contamination of Surgical Masks. Front Med (Lausanne). 2022 May 23;9:896308.
- Rupf S, Berger H, Buchter A, Harth V, Ong MF, Hannig M. Exposure of patient and dental staff to fine and ultrafine particles from scanning spray. Clin Oral Investig. 2015 May;19(4):823-30.
Bildquelle: Andrea Piacquadio/pexels