Die Daten einer aktuellen Meta-Analyse deuten darauf hin, dass immer mehr Kinder und Jugendliche an einer Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) leiden. Das hat eine Schweizer Forschungsgruppe festgestellt. Um diese Entwicklung zu belegen, sind jedoch weitere Studien notwendig, die vor allem die altersabhängige Prävalenz untersuchen.
In den späten 1990er-Jahren wurden bei ansonsten gesunden ersten Molaren und Schneidezähnen des bleibenden Gebisses häufiger Hypomineralisationen beobachtet. Bald darauf definierte man die entsprechende Manifestation als neue Zahnerkrankung: Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH). Seitdem haben sich viele Studien mit der Ätiologie, Epidemiologie und verschiedenen Methoden zur Behandlung von MIH beschäftigt. Wenngleich man immer noch nicht genau weiß, wodurch MIH entsteht, geht man heute von einer multifaktoriellen Ätiologie aus: So scheinen genetische Ursachen mit Codierungen auf mehreren Genen ein prädisponierender Faktor zu sein. Zudem spielen anscheinend Umweltfaktoren wie der Schadstoff Bisphenol-A eine Rolle, ebenso Atemwegserkrankungen und -infektionen in der frühen Kindheit, Unterernährung, bestimmte Medikamente und Vitamin D.
Für ihre Meta-Analyse haben die Schweizer Forschenden 167 Publikationen ab dem Jahr 2001 ausgewählt. In diesen Studien waren insgesamt 46.613 Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 19 Jahren untersucht worden. Über alle Studien hinweg lag der gewichtete Mittelwert für die Prävalenz von MIH bei 12,8 Prozent. Signifikante Veränderungen gab es nicht, weder mit Blick auf das Veröffentlichungsjahr noch auf das Geburtsjahr. Eine Subanalyse von elf Studien, die über die Prävalenz in verschiedenen Altersgruppen berichteten, ergab jedoch ein an anderes Bild: Lag die Prävalenz bei Kindern, die 1992 geboren waren, bei 3 Prozent, hatten unter den Kindern mit Geburtsjahr 2013 bereits 13 Prozent eine MIH.
Es bleibt also weiterhin noch unklar, ob MIH tatsächlich weltweit immer häufiger auftritt. Um die Dynamik der MIH-Prävalenz besser zu verstehen, fordern die Forschenden daher weitere Studien von hoher Qualität, die nicht nur die mittlere Prävalenz erfassen, sondern vor allem die altersabhängige.
Quelle:
Sluka B, Held U, Wegehaupt F, Neuhaus KW, Attin T, Sahrmann P. Is there a rise of prevalence for Molar Incisor Hypomineralization? A meta-analysis of published data. BMC Oral Health. 2024;24(1):127. doi: 10.1186/s12903-023-03637-0.