Schon kleine Zähne brauchen großen Schutz: Säurebedingte Zahnschäden, also Erosionen, treten auch im Milchgebiss häufig auf. Eine aktuelle Studie zeigt, welche Rolle saure Getränke, Reflux und Essgewohnheiten dabei spielen.
Erosive Schäden der Zahnhartsubstanz sind definiert als fortschreitender Verlust der Zahnhartsubstanz. Grund dafür ist ein chemo-mechanischer Prozess, bei dem die direkte Säureeinwirkung im Vordergrund steht (1). Aktuelle Studien zeigen, dass etwa 35 bis 40 Prozent der Kinder erosiv geschädigte Milchzähne haben (2, 3). Bislang ist kaum systematisch untersucht, welche Risikofaktoren für säurebedingte Zahnschäden im Milchgebiss verantwortlich sind – entsprechend wenig weiß man über entsprechende Präventionsmaßnahmen für diese Altersgruppe.
Eine Arbeitsgruppe der Universitätsmedizin Göttingen untersuchte daher in einer systematischen Übersichtsarbeit mit Meta-Analyse nicht nur die Prävalenz, sondern auch anamnestische Faktoren, die das Risiko für säurebedingte Zahnschäden im Milchgebiss erhöhen (3). Insgesamt konnten 23 Studien einbezogen werden, in denen knapp 17.000 Kinder zwischen 2 und 7 Jahren untersucht wurden. Es zeigte sich eine große Variabilität hinsichtlich der untersuchten Faktoren – wobei vor allem sozioökonomische Faktoren wie Lebensbedingungen und Bildungsstatus der Eltern sowie Parameter der Mundhygiene wie Häufigkeit des Zähneputzens und Art der verwendeten Zahnpasta unterrepräsentiert waren und daher nur begrenzt ausgewertet werden konnten.
Reflux, saure Lebensmittel und Essgewohnheiten im Visier
Trotzdem ließen sich signifikante Risikofaktoren identifizieren. Demnach traten säurebedingte Zahnschäden im Milchgebiss häufiger auf, wenn die Kinder eine gastroösophageale Refluxkrankheit hatten und viele saure Nahrungsmittel und Getränke verzehrten. Auch bestimmte Essgewohnheiten spielten eine Rolle: So erhöhen viele Zwischenmahlzeiten und eine längere Verweildauer von Getränken in der Mundhöhle signifikant das Risiko, dass säurebedingte Zahnschäden entstehen.
Kinder mit Erosionen an den Milchzähnen haben ein höheres Risiko, später auch an den bleibenden Zähnen Zahnerosionen zu entwickeln (4, 5). Umso wichtiger ist es, dass sowohl Eltern als auch (Kinder-)Zahnärzte die Risikofaktoren kennen und wo möglich geeignete Präventionsmaßnahmen ergreifen. So lässt sich nicht nur die Progression stoppen, sondern auch das Risiko für die bleibenden Zähne mindern.
Prof. Dr. Annette Wiegand, Universitätsmedizin Göttingen
Literatur
- Schlueter N, Amaechi BT, Bartlett D, Buzalaf MAR, Carvalho TS, Ganss C, et al. Terminology of erosive tooth wear: Consensus report of a workshop organized by the ORCA and the Cariology Research Group of the IADR. Caries Res 2020;54:2–6. https://doi.org/10.1159/000503308.
- Yip K, Lam PPY, Yiu CKY. Prevalence and Associated Factors of Erosive Tooth Wear among Preschool Children—A Systematic Review and Meta-Analysis. Healthcare 2022;10:491. https://doi.org/10.3390/healthcare10030491.
- Marschner F, Kanzow P, Wiegand A. Systematic review and meta‐analysis on prevalence and anamnestic risk factors for erosive tooth wear in the primary dentition. Int J Paed Dentistry 2025;35:389-404. https://doi.org/10.1111/ipd.13250.
- Sales-Peres SHC, Sales-Peres AC, Marsicano JA, Carvalho CAP, Carvalho FS, Lauris JRP, et al. The relationship between tooth wear in the primary and permanent dentitions. Community Dent Health 2011;28:196–200.
- Ganss C, Klimek J, Giese K. Dental erosion in children and adolescents-a cross-sectional and longitudinal investigation using study models. Community Dent Oral Epidemiol 2001;29:264–71. https://doi.org/10.1034/j.1600-0528.2001.290405.x.