Zahnarztangst betrifft auch viele Ärzte. Nur zehn Prozent sind angstfrei, wie eine Studie zeigt. Negative Erfahrungen und orale Beschwerden verstärken die Angst und beeinflussen das eigene Gesundheitsverhalten. Das kann auch die Aufklärung von Patienten beeinträchtigen und sollte daher ernst genommen werden.
Trotz Fortschritten bei den zahnmedizinischen Instrumenten und Behandlungsmöglichkeiten sind Zahnarztangst und Angst in der zahnärztlichen Praxis weit verbreitet. Wer Angst vor der Behandlung hat, geht seltener zum Zahnarzt und hat mehr fehlende und kariöse Zähne. Zahnarztangst kann einen Teufelskreis in Gang setzen: Patienten gehen erst dann zum Zahnarzt, wenn eine invasive Behandlung nötig ist, was wiederum die Angst verstärkt. Das geht auch Ärztinnen und Ärzten so – mit der Folge, dass sie möglicherweise nicht auf die Mundgesundheit ihrer Patienten achten. In einer Studie aus Saudi-Arabien wurde das genauer untersucht. Teilgenommen haben 355 Ärztinnen und Ärzte aus dem öffentlichen und privaten Gesundheitswesen. Die Forschenden bewerteten die Zahnarztangst, Mundgesundheitsprobleme und Zahnarztbesuche mit der modifizierten Skala für Zahnarztangst und dem WHO-Fragebogen zur Mundgesundheit für Erwachsene.
Schmerzhafte Erfahrungen
Die Teilnehmenden hatten eine Reihe von Problemen mit der Mundgesundheit: 65 Prozent litten an Zahnüberempfindlichkeiten, 45 Prozent hatten Karies, 43 Prozent Zahnfleischbluten und 37 Prozent Mundgeruch. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden (58 Prozent) ging regelmäßig zum Zahnarzt und hatte innerhalb des vergangenen Jahres mindestens einen Termin beim Zahnarzt. Die häufigsten Gründe dafür: Zahnschmerzen (31 Prozent), geplante Behandlungen (26 Prozent) und Routine-Untersuchungen (25 Prozent). Nur jeder Zehnte gab an, ohne Angst dem nächsten Zahnarztbesuch entgegenzusehen. Von den übrigen Befragten gaben 41 Prozent an eine geringe, 23 Prozent eine moderate, 19 Prozent eine hohe und 7 Prozent sogar eine extreme Angst vor einem Zahnarztbesuch zu haben. Insgesamt 40 Prozent der Teilnehmenden berichteten über Schmerzen während der jüngsten Behandlung – das ist der häufigste Grund für die Angst und macht deutlich, wie wichtig ein adäquates Schmerzmanagement sowie eine wirksame Lokalanästhesie sind.
Diese Ergebnisse zeigen: Viele Ärzte haben Angst vor dem Zahnarzt, oft gespeist aus schmerzhaften zahnmedizinischen Behandlungen. Das führt bei ihnen häufiger zu Problemen mit der Mundgesundheit. Diesem Zusammenhang sollte mehr Beachtung geschenkt werden, weil sich die Zahnarztangst auf die Wertvorstellungen über Mundgesundheit auswirken kann. Ärzte sollten besser über Zahnarztangst, orale Probleme und Mundhygiene informiert sein, um ihre eigene Mundgesundheit zu verbessern. Nur so können sie ihre wichtige Rolle bei der Aufklärung und Weitervermittlung ihrer Patienten an Zahnärzte wahrnehmen.
Quelle: Alkuwaiti E, Alshubaili R, AlZahrani N, Khusheim S, AlMunif R, Alharbi N, Nazir M (2023) Dental anxiety among physicians: Relationship with oral problems, dental visits, and socio-demographic factors. Patient Prefer Adherence. 17:1107-1116