Besonders bei der Diagnostik von nicht-kavitierten kariösen Wurzeloberflächen kann die quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz (QLF) einen Mehrwert bieten. Leipziger Forscher haben jetzt in einer Studie gezeigt, dass sich mit diesem non-invasiven Verfahren die Tiefe von Wurzelkariesläsionen abschätzen lässt und die QLF sich daher gut für die Frühdiagnostik eignet.
Wurzelkaries hat sich zu einem enormen Gesundheitsproblem entwickelt. Trotz der steigenden Relevanz im klinischen Alltag gibt es jedoch keine zuverlässige und wiederholbare Diagnostik für Läsionen auf der Wurzeloberfläche. Die visuell-taktile Untersuchung weist eine hohe intra- und interpersonelle Varianz auf, sodass bei verschiedenen Untersuchern oder Untersuchungszeitpunkten Befunde schwer vergleichbar sind. Dies erschwert die Verlaufskontrolle besonders von initialen, nicht-kavitierten Läsionen der Wurzeloberfläche. Daher sucht die Forschung seit Langem nach ergänzenden Diagnosemethoden, die die klinische Beurteilung verbessern [1, 2].
Eine vielversprechende Option ist die quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz (QLF). Das non-invasive Verfahren beruht auf der Messung der Eigenfluoreszenz der Zähne. Mithilfe einer speziellen Kamera und langwelligem Blaulicht (405 nm) können demineralisierte Bereiche auf Wurzeloberflächen dargestellt werden. Die Bilder werden mit einer dazugehörigen Software ausgewertet (Abb. 1, 2). Als ein wichtiger Parameter gilt hierbei der prozentuale Fluoreszenzverlust bezogen auf die Läsionstiefe (∆F), der Rückschlüsse auf die Tiefenausdehnung einer Demineralisation – also die Tiefe der Karies – zulässt. Zudem ist es mit der QLF möglich, Stoffwechselprodukte von (potenziell) pathogenen Bakterien zu visualisieren [3]. Dies könnte perspektivisch eine Aussage über die Aktivität einer Läsion erlauben, wenngleich noch Daten zur Validierung fehlen.
Fluoreszenzverluste lassen auf Läsionstiefe schließen
Besonders bei der Diagnostik von nicht-kavitierten kariösen Wurzeloberflächen kann die QLF einen Mehrwert bieten, da sie eine hohe intra- und interpersonelle Reproduzierbarkeit aufweist [4]. In einer In-vitro Studie der Universität Leipzig wurde nun erstmalig untersucht, wie mit der QLF die Tiefe kariöser Läsionen an Wurzeloberflächen darstellbar ist. Dafür untersuchte die Forschungsgruppe die Wurzeloberfläche extrahierter Zähne mit unterschiedlichen Kariesausprägungen visuell-taktil und mittels QLF. Um eine Vorstellung von der realen Tiefenausdehnung der Läsionen zu erhalten, wurde anschließend bei allen Zähnen im Mikro-Computertomografen (µCT) die Demineralisationstiefe zwei- und dreidimensional vermessen. Diese Referenzwerte der Läsionstiefe aus dem µCT wurden mit dem Fluoreszenzverlust (∆F) verglichen.
Das Ergebnis: Mit zunehmender Läsionstiefe in Richtung der Zahnpulpa nimmt die Fluoreszenz ab und ∆F wird negativer (Abb. 3) [5]. Mit ∆F der QLF lässt sich somit die Tiefe von Wurzelkariesläsionen abschätzen – ähnlich wie mit der klinisch nicht einsetzbaren µCT. Besonders bei beginnenden Wurzelkariesläsionen lässt sich so feststellen, ob eine Kariesläsion stabil ist oder aktiv fortschreitet. Damit lassen sich Wurzelkariesläsionen über längere Zeit reproduzierbar beobachten, um festzustellen, ob die Defekte stabil sind und keine Behandlung benötigen oder ob sie sich progredient vergrößern und therapiert werden müssen [6,7]. Da Wurzelkariesläsionen auf Dauer kaum erfolgreich mit Füllungen zu versorgen sind, ist eine verlässliche Frühdiagnostik sehr wichtig für den langfristigen Erhalt der Zähne.
Eine der nächsten Aufgaben der Forschergruppe aus Leipzig wird jetzt sein, die Fluoreszenzverluste in Kategorien zu unterteilen. Damit wollen sie genau definieren, welche Therapieoptionen individuell und für den jeweiligen Schweregrad am besten geeignet sind, um eine Kariesprogression so wenig invasiv wie möglich zu unterbinden.
Deborah Kreher, PD Gerhard Schmalz, Prof. Dirk Ziebolz, Univ.-Prof. Rainer Haak, Universitätsklinikum Leipzig
Literatur
- Schwendicke F, Krois J, Schiffner U et al. (2018) Root caries experience in Germany 1997 to 2014: Analysis of trends and identification of risk factors. Journal of Dentistry 78: 100–105
- Pretty IA (2017) Monitoring of Root Caries Lesions. Monogr Oral Sci 26: 70–75
- Angmar-Månsson B, Bosch JJ ten (2001) Quantitative light-induced fluorescence (QLF): a method for assessment of incipient caries lesions. Dentomaxillofac Radiol 30(6): 298–307
- Günther E, Park KJ, Meißner T, Kottmann T, Schmalz G, Haak R, Ziebolz D. Assessment of non-cavitated root caries lesions by quantitative light-induced fluorescence-An in vivo feasibility study. Photodiagnosis Photodyn Ther. 2020 Jun 30: 101671
- Kreher D, Park KJ, Schmalz G, Schulz-Kornas E, Haak R, Ziebolz D. Evaluation of Quantitative Light-induced Fluorescence to assess lesion depth in cavitated and non-cavitated root caries lesions – an in vitro study. Photodiagnosis Photodyn Ther. 2021 Dec 11: 102675
- Park KJ, Meißner T, Günther E, Schmalz G, Kottmann T, Krause F, Haak R, Ziebolz D. Arrest of root caries with an adjuvant chlorhexidine-fluoride varnish over a 12-months observation period: a QLF-analyzed, placebo-controlled, randomized, clinical trial (RCT). Odontology. 2021 Jul 13
- Durmusoglu O, Tağtekin DA, Yanikoğlu F. Clinical evaluation of demineralization and remineralization of intact root surface lesions in the clinic by a quantitative light-induced fluorescence system. Lasers Med Sci. 2012 Mar;27(2):397-402